NMS

1. Preis Wettbewerb Neue Mitte Schenefeld

Standort
Schenefeld

Jahr
2025

Auslober:in
Gemeinde Schenefeld

Verfahren
Planungswettbewerb

Platzierung
1. Platz

Größe
BGF 1.650m²

Team
+ Florian Hultsch
+ Simon Scharnweber
+ Nele Ohrdes
+ Christian Siemssen
+ Zoe Lißner
+ Alena Homa

Projektpartner:innen
// Planergruppe

Städtebau

In der Ortsmitte von Schenefeld, in unmittelbarer Nachbarschaft zur historischen Kirche, soll, umgeben von kleinteiliger, durch Dachlandschaften geprägter Bebauung eine neue Dorfmitte mit Dorfgemeinschaftshaus, Busbahnhof und Dorfplatz entstehen. Das hierfür bestimmte Gelände wird eingerahmt von zwei stark befahrenen Straßen und durchzogen vom verrohrten Meiereibach, welcher die naheliegenden Landschaftsräume miteinander verknüpft.

Das städtebauliche Konzept greift den Genius Loci des zentralen Ortes auf, um einen mit der Stadt- und der Landschaftsstruktur verwobenen Ort zu schaffen. Hierfür werden Maßstab, Materialität und Dachform der umliegenden Gebäude aufgegriffen und modern interpretiert. Die neuen Gebäude bilden einen städtischen Freiraum und schirmen diesen gegenüber den angrenzenden, stark befahren Straßen ab. Es entsteht ein multifunktionaler Dorfplatz für unterschiedlichste Nutzungen und Aktivitäten. Hier ist Raum für den Wochen- und den Weihnachtsmarkt, für verschiedene Themenmärkte und Stadtfeste. Hier ist Platz zum Verweilen und Treffen im Café oder auf Bänken unter schattenspendenden Bäumen, zum Spielen am Wasser oder auf Grünflächen und für spontane Begegnungen oder geplante Feierlichkeiten.

Der neue Dorfplatz öffnet sich zur historischen Kirche und dem renaturierten Meiereibach und stellt so einen Bezug zum gewachsenen Landschaftsraum und zum historischen Stadtraum her. Kirche und Bachlauf werden Teil der neuen Mitte von Schenefeld.

Freianlagen

Der neue Dorfplatz spannt sich zwischen Dorfgemeinschaftshaus sowie Wohn- und Geschäftshaus auf und wird zusätzlich durch Vegetationsflächen räumlich gefasst. Die großzügige, zentrale Platzfläche bietet Raum für Feste, Vereinstreffen und Märkte. Sie ist multifunktional nutzbar und fungiert somit als Herzstück der Dorfgemeinschaft und als lebendiger Treffpunkt.

Baumbestandene Vegetationsinseln gliedern den Platz. Diese mit Gräsern und Stauden bepflanzten Inseln werden durch halbbefestigte Flächen in Form von versickerungsfähigem Pflaster ergänzt. Hier können Marktstände problemlos platziert werden, ohne die Flächen vollständig versiegeln zu müssen. Zudem dienen die Vegetationsinseln zur Stärkung des lokalen Mikroklimas und als Versickerungs- und Verdunstungsflächen. Große Bäume spenden Schatten und reduzieren die Umweltbelastung durch den motorisierten Verkehr.

Ein zentrales Element des Entwurfs ist die Erlebbarmachung des Meiereibachs. Durch seine Aufweitung in Richtung des Platzes erhält der Bach mehr Raum und kann sich auf natürliche Weise seinen Weg durch das Flussbett bahnen. Eine Treppenanlage mit Sitzpodesten und Betonblöcken im Flussbett schafft Aufenthaltsmöglichkeiten, direkt in Wassernähe. Der Meiereibach könnte auch zur Ableitung des anfallenden Regenwassers genutzt werden. Eine direkte Wegeverbindung zum geplanten Busbahnhof erfolgt über die neue Brücke über den Meiereibach. An der Nordseite des Bachlaufs führt eine Fuß- und Radwegverbindung zwischen Kirchenwiese und Hohenzollernpark entlang und verknüpft so die wichtigen Grünflächen des Ortes miteinander. Eine sanft zum Fluss fallende Böschung, integriert weitere Sitzblöcke und bietet den Wartenden am ZOB die Möglichkeit, ihre Wartezeit am Bach zu verbringen. Die Stellplätze für mobilitätseingeschränkte Personen sind im Norden, angrenzend an den Busbahnhof und nahe des Seniorentreffs platziert. Die Anlieferung und Müllentsorgung des Dorfgemeinschaftshauses erfolgen über die Rückseite des Neubaus im Osten.

Überdachte Stellplätze für Fahrräder finden sich an den rückwärtigen Giebeln und Eingängen der Gebäude sowie im Gebäude des Busbahnhofes. Offene Stellplätze für Fahrräder sind im gesamten Gebiet verteilt.

Architektur

Das neue Dorfgemeinschaftshaus gliedert sich in unterschiedliche Baukörper und fügt sich so in die städtebauliche Maßstäblichkeit der Umgebung ein. Dem örtlichen Archetyp wird durch die Materialität der Fassaden und die moderne Interpretation der ortstypischen Dachformen Rechnung getragen.

Die neuen Baukörper rahmen den Dorfplatz ein und leiten, durch ihre leicht asymmetrischen Kubaturen, die Besucher auf den Platz und zum Eingang des Dorfgemeinschaftshauses. Der Eingangsbereich in der Fuge zwischen den Baukörpern bildet die lichtdurchflutete Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Saal im südlichen Baukörper und den dienenden sowie halböffentlichen Funktionen im nördlichen Baukörper.

Räume für die unterschiedlichen Gruppen der Dorfgemeinschaft wie Probenräume, Senioren- und Jugendtreff sind über separate Zugänge zu erreichen. Jeder dieser Räume verfügt über einen, durch die Landschaftsgestaltung definierten, eigenen Freiraum. Hierbei besteht je nach Funktion des Raumes ein direkter Probenraum- und Seniorentreff- oder ein indirekter Jugendtreff-Bezug zum Dorfplatz.

Der teilbare Saal sowie die Multifunktionsfläche des Foyers für Ausstellungen, Events und Café/Bar verfügen über großzügige Öffnungen zu Freibereichen auf dem Dorfplatz. Der Dorfplatz wird so zur Freilichtbühne und zur Erweiterung für das Dorfgemeinschaftshaus. Die etwas privateren Funktionen wie Verwaltung und Vereinsräume benötigen keinen direkten Bezug zum Freiraum und befinden sich daher im Obergeschoss des nördlichen Baukörpers.

Im inneren des Dorfgemeinschaftshauses dominieren lichtdurchflutete, zum Teil bis in das Dach geöffnete Räume. So entstehen Raumgeometrien, Lichträume und Galerien mit spannenden Bezügen und Lichteffekten. Diese werden durch Lichtbänder in den Decken zusätzlich unterstützt. Bis auf die Technikräume in den Dachgeschossen sind alle Räume barrierefrei zu erreichen. Die Fassaden sind mit rötlichem Backstein verblendet und mit gezielt gesetzten großflächigen Öffnungen versehen. Schmuckverbände aus Backstein verzieren die Giebel und Fensteröffnungen und sorgen so für eine Akzentuierung der Fassaden.

Energiekonzept, Konstruktion, Nachhaltigkeit

Das Dorfgemeinschaftshaus wird als Niedrigenergiehaus konzipiert. Dabei werden die Außenwände als monolithisches Mauerwerk aus unverfüllten Hochlochziegeln mit vorgehängten Verblendsteinen aus ECO-Brick erstellt. Diese Konstruktion aus sortenreinen Baustoffen ermöglicht eine deutliche Reduzierung des GWP sowie ein einfaches Recycling. Die Dachflächen werden mit Holzfaserdämmplatten zur thermischen Amplitudendämpfung versehen. Für die Außenfenster sind 3-fach-Wärmeschutzverglasungen vorgesehen. Diese werden bei großformatigen Fensterflächen in Sonnenschutzverglasung ausgeführt. Alle anderen Fensterflächen werden durch außenliegenden Sonnenschutz vor Überhitzung geschützt.

Einfache Konstruktionen, solide Materialen, Anlagen zur Stromerzeugung und Speicherung sowie eine Reduktion der Gebäudetechnik auf das Nötigste erlauben einen wirtschaftlichen Betrieb und Unterhalt des Dorfgemeinschaftshauses.

Die großen Versammlungsräume erhalten eine Lüftungsanlagen mit einer integrierten Wärmerückgewinnung. Hierdurch wird der erforderliche hygienische Mindestluftwechsel gewährleistet und ein hoher Raumkomfort ermöglicht. Im Sinne eines Low-Tech-Ansatzes können alle Räume durch Fensterlüftung und zusätzlich durch Querlüftung über die Dachflächenfenster mit Frischluft versorgt werden. Die Wärmeversorgung erfolgt über das geplante Fernwärmenetz.

Zur stromseitigen Nutzung erneuerbarer Energien werden PV-Anlagen auf geeigneten Dachflächen geplant. Diese versorgen zu einem großen Teil die haustechnischen Anlagen und die Allgemeinbereiche mit Strom. Um den Eigenstromanteil im Gebäude insbesondere in den Abend- und frühe Morgenstunden zu erhöhen, kann zusätzlich ein Batteriespeichersystem errichtet werden.